Einen Tag nach dem langerwartetetn Stadtviertelfest in Hamburgs Sternschanze ist es an der Zeit, ein Fazit zu ziehen: Is[s]t Hamburg vegan?
Schanze goes vegan
Das Angebot an veganen Leckereien wächst und wächst; nicht nur in Restaurants, sondern auch auf Parties und Straßenfesten, Flohmärkten und bei Privatveranstaltungen. Schön. Gestern ging es schon gleich morgens mit einer großen Auswahl los. Die Beweggründe, veganes Essen beim Schanzenfest anzubieten, sind unterschiedlich. Einige Gruppen finanzieren über Verkäufe von Kuchen und co. einen Teil ihrer Tierrechts- oder sonstigen politischen Arbeit, wie zB. die Tierrechtsgruppe Tierbefreiung Hamburg oder die Gruppe um das neue AZ-Altona. Fast Voods spendet seinen Erlös der Organisation freeAnimal. Mit dem Verkauf von veganen Fischburgern soll eine Lesereise des Autors Will Potter (green is the new red) durch Deutschland finanziert werden. Die Basisgruppe der veganen Gesellschaft möchte vor allem „Nicht-Szenetypische“ Leute aus der bürgerlichen Mitte zu erreichen, verteilt Infomaterial, veganes Essen und hatte am eigenen Stand fernab der politischen Meile rund um die Rote Flora ebenfalls ein interessantes Angebot für Kinder.


Nicht vegan aber trotzdem gut
Natürlich gab es nicht nur vegane Stände und nicht nur Essen. Besonders gefreut habe ich mich über den Stand von DirAction, einem Shopformat aus Wilhelmsburg, das Kleidung mit politischen Aufdrucken, Sticker und co. unter die Leute gebracht hat.
Ebenfalls nennswert: Das Projekt „Plastik ist 90er“ – wenn schon Konsum, dann wenigstens bio und fairtrade und auf dem Schanzenfest günstiger als im Onlineshop. Ich freue mich über einen weiteren Jutebeutel 🙂

Noch mehr vegan
Aber es gibt noch mehr veganes Essen, noch mehr Süßigkeiten, noch mehr Fast Food, noch mehr Kuchen, sodass ich dieses Jahr trotz Essenstechnischer-Unterstützung gar nicht alle probieren konnte, was angeboten wurde. Zumindest vom Gefühl her haben sich beim diesjährigen Schanzenfest Fleisch-Grills und vegane Angebote fast die Waage gehalten. Lecker war eigentlich alles, was wir probieren konnten.

Best Döner in Town
Geheimtipp war der vegane Döner, den es in der Julius Straße für nur 2,50€ zu kaufen gab. Auch wenn bislang kein Projekt dahinter steckt, eindeutig das Beste, was man auf diesem Fest essen konnte! Knoblauchsoße und Seitan aus D.I.Y. eigener Herstellung, frisches Gemüse, geröstetes Fladenbrot – bis spät in die Nacht nahm man die 30 Minuten Wartezeit gerne in Kauf, bis man sich in der langen Schlange nach vorn gearbeitet hatte. Außerdem: super leckeren Kuchen gab’s auch noch 😉

Massenkonsum
Einzig die Frage, in wie weit Veganismus in der letzten Zeit von der Boykott- zur stumpfen Konsumbewegung geworden ist und letztlich auch schon vom großen bösen Kapitalismus verschlungen wurde, hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, den man selbst mit bunten Zuckerherzchen und Schokoglasur nicht überdecken kann.
Natürlich finde ich es klasse, dass das Schanzenfest teilweise an ein veganes Straßenfest erinnerte, dass eine so große und breitgefächerte Vielfalt an Gerichten angeboten wurde und dass es doch auch ein Paar Stände gab, die nicht nur Essen sondern auch Informationen über Tierrecht, Konsum, Kapitalismus und Politik in anderen Bereichen im Angebot hatten.

Fazit
Ich fühle mich vegan richtig gut umsorgt, gedrückt und geknuddelt! Es ist nicht mehr wie früher, als man als Veganer ein Aussenseiter war, der mit Müsliklischees zu kämpfen hatte.
Ich glaube, dieses Zitat reicht als Fazit. Kämpfen müssen wir wirklich nicht mehr. Die Frage bleibt, ob uns das reicht.
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